2022 04 30 k
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Tag 3
Da es bei acht Leuten vorkommt, dass man unterschiedliche Interessen hat,
wurden an diesem Tag aus einer Gruppe zwei.
Die Fraktion Strand (Huppis und Sanders) hat sich den Pelz gewärmt
und zwischenmenschliche Aktivitäten beobachtet
(an dem Tag war bei den „Jungfrauen“ die Hölle los, Junggesellinnenabschiede allerorten).
Abends hat es die vier zum Heavy Metal Konzert getrieben.
Uns vier – Erpels und Gnubbels – trieb es in die Stadt.
Den Kulturplan abarbeiten.
Ohne es zu wissen, sind wir mitten in einem Volksfest gelandet und haben uns mittreiben lassen.
Es waren die wegen Regens vom März auf Ende April verschobenen Fallas
– DAS Freudenfest am Winterende, mit dem der Frühling begrüßt wird.
Der Ursprung geht auf einen alten Brauch der Zimmermänner zurück,
die zum Beginn des Frühlings in der Nacht vor ihren Werkstätten die Holzstücke verbrannten,
mit denen sie die Öllampen abhoben, die im Winter Licht spendeten.
Valencia ist die Hochburg der Fallas, die in ganz Spanien stattfinden.
Die Festtage dauern vom 01.-19. März.
Es werden Tradition, Satire und Kunst miteinander kombiniert,
riesige Pappmaschee-Figuren geschaffen (bis 20 Meter hoch!)
die am Ende des Festes – bis auf die Besten – öffentlich verbrannt werden.
Riesiger Feuerwehreinsatz – kannste glauben!
Jedes Stadtviertel gründet ein eigenes Festkomitee,
das für die Kosten der riesigen Figuren aufkommt.
Bis auf das Verbrennen hat dieses Fest schon sehr viel Ähnlichkeit mit unserem Karneval.
Nur feiern die Spanier länger.
Das würden wir nicht durchhalten bei der Masse Alkohol, die hier unweigerlich fließen würde.
Und die prachtvollen traditionellen Kostüme der Damen erst ….
Mit Haarschnecken, wie Prinzessin Lea aus „Star Wars“,
und bis ins kleinste Detail den Kleidern angepasst waren selbst die Schuhe.
Was für Kunstwerke!
Die Männer sahen aus, wie Korsaren oder Piraten
und jede Gruppe hatte eine eigene Blaskapelle dabei.
Eine Kakophonie der Freude.
Die Prozession führte uns bis zum Stacio de Nord – einem wunderschönen Jugendstilbahnhof.
1861 begonnen wurde er bereits 1862 eingeweiht, aber erst 1917 als Kopfbahnhof fertiggestellt.
Man sieht es ganz deutlich – Jugenstil wo man geht und steht.
Wir hatten schon völlig aus den Augen verloren, wohin wir eigentlich wollten,
folgten noch etwas weiter der Prozession, trafen Bumble Bee
und Google führte uns dann nicht etwa zur Seidenbörse, sondern ins Seidenmuseum.
Hier trafen wir in einem Nebenraum des Museumsshops zwei nette Spanier aus Oldenburg,
die uns erst einmal erklärt haben, dass das schöne Fest nicht etwa ein Regentanz war,
wie es unser kontaktfreudiger Meister durch ein kleines spanisches Mädchen glaubte erfahren zu haben.
Wahrscheinlich haben beide englisch mit unterschiedlichem Slang gesprochen.
Über eine Treppe fanden wir in die Ausstellungsräume und uns ziemlich pfiffig,
da wir uns versehentlich den Hintereingang hochgeschlichen hatten.
Hätten wir nicht nötig gehabt – Eintritt in Valencia ist nicht teuer.
Raus ins Barrio del Carmen, dem ältesten Viertel der Stadt mit engen verwinkelten Gäßchen
haben wir uns, mit einem Bierchen am Wegesrand,
erst mal zu unserem eigentlichen Ziel, der Seidenbörse, durchgeschlagen.
Durch einen Innenhof mit Orangenbäumen kommt man
in die beeindruckende große Säulenhalle mit 16 Säulen, die eine Höhe von 16 Metern haben
und den Eindruck vermitteln, man stünde in einem steinernen Palmenhain.
Palmen wo man geht und steht – Valencia die Palmenstadt.
Die Lonja wurde 1469 als Ölmarkt gegründet und dann weiter als Seidenbörse genutzt.
Der Tag war noch jung, wir noch voller Elan und satt vom Frühstück,
also ging es weiter zum Casa Museo Benlliure.
Früher Wohnhaus und Atelier der Künstlerfamilie
kann man hier den bürgerlichen Wohnstil des 20. Jahrhunderts finden.
Torsten wäre verzweifelt.
Keine Motorräder, nix Geschweißtes, keine modernen Metallarbeiten.
Durch den Garten mit Palmen, Orangenbäumen und einer großen Gartenküche mit Paella-Feuerstelle
erreicht man das einstige Atelier mit einem Sammelsurium aus Staffeleien, Kunstwerken
und Mitbringseln verschiedener Reisen.
Sehr beeindruckend, viele spanische Fliesenarbeiten und wir waren die einzigen Gäste.
Aber Hunger und Durst können einem den schönsten Kunstgenuss vermiesen,
also ging’s los auf Futtersuche.
Unser Weg führte uns durch den Stadtpark, dem trockengelegten Flussbett des Turia.
Das haben sich die Spanier was kosten lassen!
Es ist eine wunderschöne Parkanlage mit hügeligen Wiesen, Palmen,
in denen grüne Papageien ihre riesigen Nester bauen, Hibiskushecken, riesigen Ficus-Bäumen
und Fussball- und Footballfeldern.
Am Torres de Serranos, dem früheren Stadttor und Wahrheichen Valencias
sind wir dann aus dem Paradies aufgetaucht.
DAS wollten wir dann aber auch noch mitnehmen!
Wuchtig und mit steilen Treppen – eine Herausforderung für Knie- und Hüftkranke,
aber die haben wir angenommen, sind hochgekraxelt
und wurden mit einem wunderbaren Blick über Valencia und den Stadtpark belohnt.
Warm war’s, ein munteres Lüftchen wehte – Urlaub.
Am Horizont zog Gewitterstimmung auf, die uns dann doch endlich ins nächste Lokal trieb.
Natürlich wurden Fleisch und Fisch bestellt, kühle Getränke geschlürft
und wieder waren wir die einzigen Gäste.
Eine Kellnerin ganz für uns allein!
Wir konnten kein Spanisch, sie kein Englisch, das Übersetzungsprogramm konnte gar nix mehr.
Alles in allem bis hierher ein gelungener Tag.
Wir ließen uns anschließend weiter treiben und den Abend am Jungfernbrunnen,
auf dem Plaza de la Virgin, bei Agua de Valencia und kühlem Cerveza enden.
Wie unser anderes Quartett haben auch wir viele „Jungfrauen“
auf ihrem lauten und schrillen Weg ins Eheglück beobachten können.
Anscheinend erhofften sich die Damen einiges von diesem Platz.
Satt an Leib und Seele hat’s uns dann ins Hotel und auf die wunderbare Matratze verschlagen.
Unser Heavy-Quartett haben wir an diesem Tag nicht mehr erlebt.